Lesebrille - welche, wann, wie teuer?
Eine Lesebrille ist eine Brille für Menschen mit Altersweitsicht (lat.: Presbyopie). Man benötigt sie, weil die Nahsicht mit zunehmendem Alter schwerer fällt. Ursache der nachlassenden Sehkraft ist die abnehmende Akkommodationsfähigkeit der Augenlinse. Der Prozess verläuft sehr langsam und anfangs kaum merklich.
Die ersten Symptome der Altersweitsicht treten in der Regel mit ca. 35-40 Jahren auf: bei ungünstigen Lichtverhältnissen kann man nicht mehr gut lesen. Man kneift die Augen zusammen (siehe: stenopäische Blende), streckt die Arme beim Lesen immer länger, irgendwann führt längeres Lesen zu Kopf- und Augenschmerzen. Man nennt das Alterssichtigkeit oder kurz: Alterssichtigkeit. Abhilfe schafft eine Lesebrille.
Was kosten Lesebrillen?
Lesebrillen sind als Einstärkenbrillen deutlich günstiger als Gleitsichtbrillen. Man unterscheidet zwischen
- Fertiglesebrillen (auch als Lesehilfe bezeichnet, Massenware, nicht individuell angepasst)
- "Richtige" Lesebrillen - mit individuell angefertigte Brillengläsern
Die Kosten variieren entsprechend:
- Fertiglesebrillen ab 3 Euro bis ca. 25 Euro (je nach Qualität des Gestells)
- "Richtige" Lesebrillen - ab ca. 35 Euro aufwärts. Der Preis hängt dann vom Brillenglas, dem Gestell und dem Optiker-Service ab. Im Schnitt muss man für eine gute, individuell angefertigte Lesebrille ca. 50 - 70 Euro rechnen.

Lesebrille Modell Halbbrille
Beim Kauf sollte man auf ein Brillenetui inkl. gutem Brillenputztuch achten. Bei einigen gibt es das inklusive, bei anderen nicht. Auch ein geeignetes Brillenband kann nützlich sein. Siehe dazu auch:
- Was kostet eine neue Brille?
- Günstige Lesebrillen online kaufen
- Beliebte Brillegestelle für Lesebrillen
Ist eine Fertiglesebrille ausreichend?
Der Optiker wird sagen: nein. Aber es kommt letztlich darauf an, wie oft, wie lange und zu welchem Zweck man die Lesebrille / Lesehilfe benötigt. Die Optiker bezeichnen Fertiglesebrillen als "Lesehilfen". Denn sie bieten nicht die Qualität einer richtigen Brille, die für den dauerhaften Einsatz geeignet ist. Siehe dazu Lesebrillen für Damen (Dioptriezahl frei wählbar) - Lesebrille für Herren (Dioptriezahl frei wählbar)
Als "Brillen von der Stange" aus dem Supermarkt, der Drogerie oder einem Online-Optiker haben den Vorteil, dass sie sehr günstig, aber den Nachteil, dass sie nur für das kurze Lesen tauglich sind. Für den längeren Lesegenuss sind sie nicht zu empfehlen, da das den Augen (bei falscher oder ungenauer Dioptriezahl und falscher Pupillendistanz) sogar schaden könnte.
"Richtige Lesebrille" oder Fertiglesebrille?

Frau mit Lesebrille
Fertiglesebrillen sind nicht individuell angepasst.
- Die tatsächlichen Dioptrie-Werte der Altersweitsicht kann man nicht schätzen oder durch Versuch und Irrtum herausfinden, sondern nur bei einem professionellen Sehtest. Fertiglesebrillen gibt es in der Regel nur in 0,5 er Schritten, aber bei den allermeisten Menschen ist der Wert abweichend.
- Der Abstand der Augen und die Höhe des Nasenrückens wird vernachlässigt. Den optimalen Durchblickpunkt kann nur der Optiker durch Vermessen herausfinden.
- Die Stärke der beiden Gläser ist bei Supermarkt-Lesebrillen identisch. Bei vielen Menschen sind die Werte der beiden Augen jedoch abweichend. Das führt dann dazu, dass man nur mit einem Auge wirklich gut lesen kann. Wenn man dauerhaft eine falsch eingestellte Brille trägt, kann das den Augen sogar schaden.
Daher: die billige Fertiglesebrille ist nur als temporäre Notbrille geeignet. Aber: Günstige Lesebrillen kann man sehr einfach online kaufen (einfache Modelle, keine individuelle Anpassung, also nur für den Kurzgebrauch geeignet).

Altersweitsichtig lesen - Typische Lesehaltung von Weitsichtigen
Optiker-Fachgeschäft oder Online-Optiker?
Es gibt heutzutage zwei sinnvolle Möglichkeiten, um eine Lesebrille zu kaufen:
- bei einem Optiker-Fachgeschäft
- bei einem Online-Optiker.
Der Optiker vor Ort (siehe z.B. Fielmann oder Apollo-Optik) hat einen entscheidenden Vorteil: Sie haben einen kompetenten Ansprechpartner, der alle notwendigen Untersuchungen vornehmen kann und sie bei der Entscheidung unterstützt. Der Nachteil: ein Optikergeschäft ist räumlich begrenzt. Sie haben also normalerweise nur ein paar hundert Modelle zur Auswahl. Außerdem können sie nicht direkt die Preise vergleichen. Vielleicht ist die gleiche Brille woanders viel günstiger?
Die Alternative sind online-Optiker. Diese haben meist eine große Auswahl und der Preisvergleich ist nur wenige Mausklicks entfernt (siehe z.B. Brille24, netzoptiker, my-Spexx oder Mister Spex). Die Preise der Online-Optiker sind oft günstiger, weil sie nur einen automatisierten Service anbieten. Der Nachteil ist natürlich, dass sie das Modell nicht mehr direkt aufsetzen können, um zu prüfen, ob Ihnen die Brille steht. Deswegen haben die Online-Optiker mit der "Online-Brillenanprobe" einen Service entwickelt, bei dem man das Aussehen anhand eines hochgeladenen Fotos erahnen kann. Richtig optimal ist das aber auch nicht. Ein weiterer Nachteil der Online-Optiker: die persönliche Beratung entfällt. Wer genau weiß, was er oder sie haben will, für den ist das kein Problem. Aber für alle anderen ist ein persönliches Gespräch doch meist zu empfehlen.
Außerdem muss man bedenken, dass man die aktuellen, exakten Werte der Augen benötigt, wenn man bei einem Online-Optiker eine Brille bestellen will. Das sind alle Werte, die in einem Brillenpass eingetragen sind (Sph, Cyl, Achs, PD)
Lesebrillen kaufen (einfache, temporäre Lesehilfen)
Bei Amazon bieten viele Händler auch Lesebrillen an. So kann man vergleichen, welcher Anbieter wirklich günstig ist. Ein Klick auf den Preis öffnet die Detailseite bei Amazon, wo man die Lesebrille auch sofort online bestellen kann (*Amazon-Partnerlink). Bitte beachten Sie, dass die Preisangaben nur ungefähr sind und sich kurzfristig ändern können.
Lesebrillen Ratgeber - kostenloses eBook
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Altersweitsichtig und kurzsichtig = Gleitsichtbrille
Menschen, bei denen eine angeborene Kurzsichtigkeit vorliegt, haben mit zunehmendem Alter ein besonderes Problem: sie brauchen zwei Brillen. Eine für den Fernbereich (um die Kurzsichtigkeit auszugleichen) und einem für den Nahbereich (um die Alterssichtigkeit auszugleichen). Das ist oft hinderlich. Eine der Brillen fehlt immer, wenn man sie braucht. Glücklicherweise hat die Optikerzunft zwei besondere Brillentypen entwickelt: eine Bifokalbrille bestehen aus zwei Gläsern in einem Brillengestell: oben das für die Fernsicht, unten das Leseglas. Immer beliebter werden aber inzwischen die sog. "Gleitsichtbrillen", bei denen der Übergang zwischen den Sichtbereichen fließend verläuft.

Gleitsichtbrille
Augenlasern als Alternative zur Lesebrille
Seit einigen Jahren ist es möglich, die Augen mit einem "Laser-Verfahren" so zu bearbeiten, dass man ohne Lesebrille wieder scharf sehen kann. Bei diesem Verfahren wird ein Teil der Hornhaut abgetragen. Da die Hornhaut für ca. 75 Prozent der Brechkraft des dioptrischen Apparates des Auges verantwortlich ist, kann man darüber tatsächlich beachtliche Erfolge erzielen.

Augenlasern bei Weitsichtigkeit
Gleichzeitig sollte man bedenken, dass es sich natürlich um einen operativen Eingriff handelt, mit allen Risiken. Auch sind die Kosten für eine Lasik-OP mit über 1.000 Eur pro Auge (meist sogar fast 2000 pro Auge) bei einem qualifizierten Augenarzt in Deutschland relativ hoch.
Und es bleibt immer ein Problem: die Akkommodationskraft des Auges wird auch nach einer Lasik-Op weiter nachlassen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man ein paar Jahre später dann doch wieder eine Lesebrille benötigt. Mehr dazu siehe: Augenlasern.
Tipp - was tun, wenn Lesebrille nötig wird?
- Für den Einstieg: günstige Fertiglesebrille +1 dpt (max. 10 Minuten im Stück nutzen) - Kann man sich ggf. sparen
- Termin beim Optiker machen und Dioptriewerte und exakte Pupillendistanz ermitteln
- Gute Lesebrille beim Optiker bestellen
- Die 2. oder 3. Lesebrille kann man gg. bei einem Online-Optiker bestellen (Voraussetzung: die eigene Pupillendistanz entspricht der Norm und beide Augen haben die gleiche Dioptriezahl)
Geschichte der Lesebrille
Der griechische Mathematiker Archimedes hat um 220 vor Christus optische Phänomene untersucht und dabei festgestellt, dass durchscheinende Linsen die Brechkraft des Lichtes verändern. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen soll er laut dem Philosophen Chrysippos einen am Kopf befestigten, geschliffenen Bergkristall genutzt haben, um damit im Alter lesen zu können. Wenn die Geschichte stimmt, handelt es sich wohl um die erste (Lese-) Brille überhaupt.
Um 1000 nach Christi Geburt beschrieb der arabische Mathematiker und Optiker Abu Ali al-Hasan ibn al-Haitham, lat. Alhazen genannt, in seinem Buch „Schatz der Optik“ ein ähnliches Hilfsmittel: eine geschliffene, durchsichtige Halbkugel vergrößert die Buchstaben, wenn man sie mit der glatten Seite auf ein Buch legt.
Um 1240 wurde Alhazens Werk ins Lateinische übersetzt und fand so Einzug in Klosterbibliotheken. Es waren Mönche aus Oberitalien, die diesen „Lesestein“ zum Leben erweckten. Dank der vergrößernden Wirkung blieben die Bücher auch für ältere Mönche lesbar, die von Alterssichtigkeit geplagt waren. Man kann sich vorstellen, welche Begeisterung der Lesestein hervorgerufen hat.
Es dauerte nur wenige Jahre, bis findige Klosterbrüder das Ganze zu einem „Leseglas“ weiterentwickelten: die Halbkugel wurde immer flacher und linsenförmiger, und sie wurde von einem Holzrahmen gehalten. Wiederum ein paar Jahrzehnte später kam dann einer der Mönche auf den Gedanken, zwei solcher Steine in einen Holzrahmen einzufassen – und die Brille war geboren.
Der Name Brille leitet sich übrigens von „beryllium“ ab, einem Halbedelstein, der damals als Brillenlinse genutzt wurde. Die Abbildung oben zeigt einen Apostel aus dem berühmten Wildunger Altar des Conrad von Soest (um 1403), der sich eine Lesebrille vor die Augen hält.
Heute sind Lesebrillen etwas ganz Normales. Fast 70 Prozent aller Deutschen über vierzig Jahren tragen eine Brille oder Lesebrille, bei den über Sechzigjährigen sind es sogar mehr als 90 Prozent (Quelle: IfD Allensbach, 2011). Dank moderner Fertigungstechnik gibt es Lesebrillen in praktisch allen Farben, Formen und Materialien, von leicht bis schwer, von dick bis dünn, von billig bis teuer. Es ist daher sehr sinnvoll, sich vorab zu informieren und zu vergleichen.
Ressourcen
- Stiftung Warentest: Fertiglesebrillen - Bestenfalls ein Kompromiss
- Warum braucht man eine Lesebrille? (Sehtestbilder.de)
Bildquellen: Älterer Mann mit Lesebrille: shutterstock (Günther Menzl), Ältere Frau mit Lesebrille: 123rf (racorn)

Lesebrille: Seheindruck eines (alters-) weitsichtigen Menschen