Grauer Star (Katarakt): Linsentrübung

Der "Graue Star" ist eine Eintrübung der Augenlinse, die wissenschaftliche Bezeichnung lautet "Katarakt". Es handelt sich um eine weit verbreitete Augenkrankheit in Deutschland. Betroffen sind in aller Regel ältere Menschen. Das visuelle Bild wird unscharf und verliert an Kontrast. Man kann einen Katarakt nicht mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigieren. Aber mit einer künstlichen Linse kann man ihn loswerden. Die Katarakt-Operation ist der am häufigsten durchgeführte operative Eingriff in Deutschland - pro Jahr ca. 600.000 mal.

Grauer Star, Entwicklungsstadien
Grauer Star, Entwicklungsstadien

Ursachen eines Grauen Stars

Bei Katarakt wird die Augenlinse (lat. phakos) langsam eingetrübt, was mit zunehmendem Stadium auch von außen sichtbar wird. Diese Linsentrübung hat zur Folge, dass nicht mehr ausreichend Licht ins Augeninnere einfallen kann - das visuelle Bild wird dadurch dunkler und unschärfer.

Linse (Augenlinse)
Augenlinse (elastisch) - Durch Verformung ändert sich die optische Brechkraft.

Die Augenlinse ist bei der Geburt eine weiche, formbare Kugel, die mit Linsenflüssigkeit gefüllt ist. Man kann sie sich wie einen kleinen, mit Flüssigkeit stramm gefüllten Ballon vorstellen. Die Linsenflüssigkeit muss glasklar und druchsichtig sein, damit sie keine Lichtinformationen absorbiert. In der Linsenflüssigkeit schwimmen zahlreiche feine Partikel (u.a. Proteine). Gemessen an anderen Substanzen wie Kohlenhydrate oder Ionen sind Proteine jedoch verhältnismäßig groß und komplex aufgebaut. Die Linsenflüssigkeit muss daher stets gereinigt und erneuert werden.

Im Laufe der Jahre verfestigt sich jedoch diese Linsenflüssigkeit, und zwar von den Rändern her zur Mitte hin. Die verhärteten Bereiche können nicht mehr so gut versorgt werden. Die Proteine in dieser Zone werden nicht abgebaut, sondern verfangen sich sogar noch ineinander. So werden sie zu immer größeren Klumpen, bis einige davon schließlich so groß werden, dass sie als störende Flecken im Sichtfeld bemerkbar werden (in jungen Jahren kommt so etwas auch manchmal vor, aber die großen Stücke werden doch recht zügig wieder abgebaut).

Die Verhärtung der Augenlinse ist ein vollkommen natürlicher Alterungsprozess, der zwar sehr sehr langsam vonstatten geht, sich aber über die Jahre dann doch peu a peu bemerkbar macht. Diesen Verlust an Akkommodationskraft nennt man Alterssichtigkeit.

Akkommodation (Auge)
Akkommodation des Auges

Ein Altersstar ist zwar weit verbreitet - allerdings muss er sich nicht zwingend aus einer Alterssichtigkeit entwickeln. Ursache eines Grauen Stars ist nicht die Verhärtung, sondern die klumpenartigen Partikel in der Augenlinse, die zunehmend aneinander klumpen und so ein feinmaschiges Netz in der Augenlinse spinnen - fast so wie ein gewebter Vorhang.

Obwohl der Graue Star seit jeher als Augenerkrankung bekannt ist, liegen die genauen Ursachen nach wie vor im Dunkeln. Es gibt eine Reihe von äußeren Umständen, die das Risiko eines Altersstars erhöhen. Dazu gehören:

All diese Faktoren können einen Einfluss auf die Bildung eines Grauen Stars haben, aber: keiner der Faktoren verursacht zwangsläufig einen Katarakt. Es erhöht sich nur, statistisch gesehen, die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt.

Grauer Star (Katarakt) - Ursache
Grauer Star (Katarakt) - Ursache

Auf molekularer Ebene ist etwas besser erforscht, was passiert: Die Augenlinse ist mit einer Flüssigkeit gefüllt. Diese Augenlinsen-Flüssigkeit wird im Normalzustand durch Stoffwechselprozesse "sauber gehalten". Mit zunehmendem Alter verfestigt sich die Augenlinse. Dadurch sinkt die Fähigkeit zur Akkommodation. Man wird alterssichtig (das hat jedoch zunächst nichts mit dem Grauen Star zu tun). Gleichzeitig sinkt bei einigen Menschen die Fähigkeit, die Augenlinse so zu versorgen, dass sie sauber und damit durchsichtig bleibt.

Eiweiße (Proteine) bestehen aus langen Aminosäure-Ketten. Diese Ketten können sich unkontrolliert auffalten und ineinander verhaken, so dass es zu sichtbaren Klümpchen kommt. Wenn diese Verunreinigungen nicht mehr abgebaut werden können, bilden sich zunehmend undurchsichtige Partikel, die in der Folge wie ein grauer Schleier sichtbar werden. Neben Proteinen sind auch Zucker (Kohlenhydrate) beteiligt, bei denen sich ähnliche Prozesse abspielen. Allen gemeinsam ist, dass die Augenlinsen-Flüssigkeit nicht mehr gereinigt werden kann - ein Grauer Star macht sich bemerkbar.

Neben dem weit verbreiteten "Altersstar" gibt es auch eine frühzeitige Form des Grauen Stars, der schon ab der Geburt aufteten kann. Hierbei liegt die Ursache entweder in der Vererbung oder er wird durch Krankheiten oder Medikamente während der Schwangerschaft ausgelöst. Als besondere Risikofaktoren gelten hierbei Röteln oder Mumps während der Schwangerschaft sowie übermäßiger Alkohol- und Nikotinkonsum.

Symptome eines Grauen Stars

Ein Grauer Star entwickelt sich sehr schleichend. In den ersten Monaten / Jahren bemerkt man ihn gar nicht. Das menschliche Gehirn ist in der Lage, das visuelle Bild zu "korrigieren". Selbst wenn die Information aus den Augen nicht optimal sind, kann das Gehirn daraus ein einigermaßen zufriedenstellendes Bild konstruieren. Daher dauert es meist Jahre, ehe man bemerkt, dass das Sehen besser sein könnte. Diesen Effekt kennen viele ältere Menschen von der Alterssichtigkeit. Beides - Alterssichtigkeit und Grauer Star - schleichen sich häufig über Monate und Jahre unbemerkt an. Selten dauert der Prozess nur wenige Wochen.

Typische Symptome eines Grauen Stars können sein:

Grauer Star - Unterscheid im visuellen Bild
Grauer Star - Unterschied im visuellen Bild

Stadien eines Grauen Stars

Ein Grauer Star entwickelt sich über einen längeren Zeitraum, oft über Jahre hinweg. Man kann dabei verschiedene Stadien unterscheiden:

Cataracta incipiens: Grauer Star im Anfangsstadium
Cataracta incipiens: Grauer Star im Anfangsstadium
Cataracta provecta: fortgeschrittener Grauer Star
Cataracta provecta: fortgeschrittener Grauer Star
Cataracta matura: ausgereifter Grauer Star
Cataracta matura: ausgereifter Grauer Star
Cataracta intumescens: Spätstadium des Grauen Stars
Cataracta intumescens: Spätstadium des Grauen Stars

Aus vielen antiken Berichten und aus heutigen Beobachtungen aus der 3. Welt wissen wir, dass ein unbehandelter Grauer Star fast immer zur vollständigen Erblindung führt. Wer sich in einer der ersten drei Phasen befindet, muss sich keine Sorgen machen: die moderne Augenheilkunde hat so feine und nahezu schmerzfreie Operationsverfahren entwickelt, so dass man einen Grauen Star operativ entfernen kann. Dank einer künstlichen Augenlinse gewinnen viele Patienten wieder bis zu 90 Prozent ihrer Sehkraft zurück.

Diagnose

Ein Grauer Star kann erst im fortgeschrittenem Stadium von außen erkannt werden. Eine Untersuchung beim Augenarzt kann schon viel früher Aufschluss geben, ob ein Grauer Star im Anmarsch ist. Denn ein Augenarzt hat wesentlich feinere Instrumente, um die Augenlinse zu untersuchen, als man es mit dem bloßen Auge feststellen könnte.

Bei der Untersuchung werden zunächst Augentropfen verabreicht, die die Pupille erweitern. Mithilfe einer Spaltlampe wird dann die Augenlinse untersucht und die Brechungseigenschaften der Linse vermessen. Normalerwiese sollten Menschen ab 50 Jahren wenigstens alle 2 Jahre einen Termin beim Augenarzt machen. Dabei wird nicht nur getestet, ob ein möglicher Grauer Star bevorsteht. Auch bei einem Grünen Star sind die Heilungsaussichten deutlich besser, wenn man ihn frühzeitig erkennt.

Die Alterssichtigkeit wird natürlich auch gleich getestet, obwohl die im Vergleich zu den beiden vorher genannten harmlos ist und sich lediglich im praktischen Alltag als hinderlich erweist. Eine Alterssichtigkeit kann man sehr einfach mit einer Lesebrille korrigieren. Ein Zusammenhang zwischen Alterssichtigkeit und Grauem Star ist nicht erwiesen.

Grauer Star
Grauer Star

Manche Optiker können ebenfalls mithilfe optischer Geräte Indizien für einen Grauen Star feststellen. Allerdings dürfen Augenoptiker keine Augentropfen verabreichen, um die Pupille zu erweitern. Insofern kann ein Optiker-Sehtest immer nur einen Anhaltspunkt geben. (Man bekommt nur einfach viel kurzfristiger einen Termin beim Optiker als beim Augenarzt.)

Zur Früherkennung - bei Menschen ab etwa 40 Jahren - kann man auch von Zeit zu Zeit einen Online-Sehtest machen. Wenn man den exakt durchführt, kann man zumindest feststellen, ob man einen Termin beim Augenarzt oder Optiker machen sollte.

Wie verläuft die Augen-Operation beim Grauen Star?

Die Therapie eines Grauen Stars ist ein operativer Eingriff. Die getrübte Linse wird entfernt und eine neue, künstliche Linse eingesetzt. Es wird jeweils nur ein Auge operiert. Der Eingriff ist absolute Routine in Deutschland (über 600.000 Operationen pro Jahr). Häufig findet er ambulant statt, dass heißt, man kann am selben Tag wieder nach Hause.

Voraussetzung für eine ambulante Operation:

Wann operieren?
Da sich ein Grauer Star nur schleichend entwickelt, hat man bei der Wahl des OP-Termins relativ viel Freiheit. In enger Absprache mit dem Augenarzt sollte man den Termin so legen, dass man anschließend gut versorgt werden kann und wenn nötig mobil bleibt.

Ein Grauer Star kann praktisch an jedem Auge und in jedem Stadium operiert werden. Auch wenn der Star schon weit fortgeschritten ist oder der Patient über 90 Jahre alt, wird heutzutage noch operiert. Denn die Sehverbesserung - und damit die Steigerung der Lebensqualität - ist immens.

Wo operieren?
Es gibt zwar eine Reihe hoch-spezialisierter Augenkliniken, aber da die Katarakt-Operation so häufig durchgeführt wird, sind Komplikationen kaum zu erwarten. Besprechen Sie die Frage mit dem Augenarzt ihres Vertrauens. Wer stationär operiert werden möchte, sollte natürlich darauf achten, dass man sich in der Klinik wohl fühlt.

Ablauf der Katarakt-Operation

Zunächst wird das Auge lokal betäubt - mit Augentropfen oder manchmal auch mit einer Injektion. Anschließend wird ein kleiner Schnitt an der Seite in die Hornhaut geritzt, ca. 2-3 Millimeter lang. Zusätzlich werden noch von zwei anderen Seiten sehr feine Einschnitte gemacht, durch die man weitere feine Operationsinstrumente einführen kann. Normalerweise wird das mit einem feinen Operationsmesser getan. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit, den Schnitt mit einem Femtosekundenlaser (Link zu Lasikon.de) zu machen. Diese Laser-Behandlung ist noch mal deutlich schonender und sicherer.

Grauer Star - Unterscheid im visuellen Bild
Femtosekundenlaser (von Zeiss)

Durch die Öffnung wird eine Ultraschall-Sonde in die Augenlinse eingeführt. Diese "zertrümmert" bzw. verflüssigt das verhärtete Material der Augenlinse, dass dann abgesaugt werden kann. Die äußeren Linsenwände werden also belassen, nur das getrübte Innere entfernt.

Linsenimplantat
Linsenimplantat, Intraokularlinse

In den verbleibenden Kapselsack wird dann eine künstliche Linse eingesetzt. Diese Intraokularlinse (kurz IOL) besteht in aller Regel aus Acryl oder Silikon. Was für eine Linse genau benutzt wird, entscheidet letztlich der Augenarzt in Rücksprache mit dem Patienten anhand individueller Faktoren.

Bildquelle: Photograph: Frank C. Müller, Baden-Baden

Falls der Kapselsack nicht mehr vorhanden ist oder so stark getrübt, dass er auch entfernt werden musste, kann man die Linse auch direkt in die vordere oder hintere Augenkammer einsetzten. Spezielle Kunstlinsen lassen sich dafür an der Iris befestigen, sog. irisfixierte Linsen.

Nachbehandlung

Nach dem Eingriff wird das Auge mit einer entzündungshemmenden Salbe bestrichen und mit einem Verband abgedeckt. Der bleibt für ca. 12 - 24 Stunden auf dem Auge.

Nach Abnahme des verbandes kann man die verbesserte Sehqualität genießen. Allerdings muss man noch ca. vier Wochen lang Augentropfen nehmen und einige Termine zur Nachuntersuchung beim Augenarzt wahrnehmen.

Die vollständige Verheilung dauert in der Regel 6 - 8 Wochen. Erst dann kann man das zweite Auge operieren. Meistens wartet man zur Sicherheit noch mal etwa 4 Wochen. So lange muss man mit einem etwas irritierenden "Doppelbild" leben - aber wie eingangs erwähnt: das gehirn ist in der Lage, aus der visuellen Information, die die Augen liefern, das beste zu machen.

Keine Brille mehr nötig!?

Wer vorher eine Sehschwäche hatte (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit oder Astigmatismus) hat Glück: mit der künstlichen Lisne wird diese Sehschwäche gleich mit korrigiert. Man braucht also nach der Katarakt-OP keine Brille mehr.

Man unterscheidet ...

In manchen Fällen ist es jedoch ratsam, eine Monofokallinse einzusetzen. Dann braucht man auch anschließend wieder eine Brille, in der Regel eine Lesebrille.

Wann zahlt die Krankenkasse?

Normalerweise wird die oparative Entfernung eines Grauen Stars durch die Krankenkasse bezahlt. Allerdings nur der "einfache Eingriff". Wer zusätzliche Leistungen wünscht (wie z.B. eine Femtosekundenlaser-Behandlung), läuft Gefahr, am Ende auf den Gesamtkosten sitzen zu bleiben.

Bevor man sich am Auge operieren lässt, sollte man daher nicht nur das Gespräch mit dem Augenarzt suchen, sondern auch mit der eigenen Krankenkasse. Nur die kann im Einzelfall aufklären, welche Leistungen übernommen werden.

Wort-Herkunft: Warum Grauer Star?

Der Begriff Grauer Star leitet sich aus zwei Perspektiven ab:

Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet "Katarakt". Das Wort stammt aus dem Lateinischen (urspr. griechisch) und bedeutet so viel wie "Wasserfall" oder "Stromschnelle" (durch ein verengtes Flussbett). In der Antike nahm man an, dass bei Menschen mit Grauem Star feine Teilchen im Auge "herunterfließen". Im Laufe der Jahrhunderte gewannen die Wissenschaftler dann jedoch die Erkenntnis, dass da nichts im Auge fließt. Also gingen sie davon aus, dass der Strom der Teilchen in der Augenlinse "erstarrt" sei, also sich verfestigt habe. Daraus entwickelte sich der Begriff "Star".

Der Graue Star hat allerdings nichts mit dem sog. Grünen Star (Glaukom) zu tun.

Quellen / Weiterlesen

Siehe auch