Das Augenlider

Menschliches Auge
Menschliches Auge

Ein Augenlid (lat.: Palpebra, griechisch Blepharon) ist eine dünne Hautfalte, die das Auge vor Wind, Gas, Regen oder Flüssigkeiten sowie Fremdkörper schützt. Außerdem dient es der Befeuchtung der Hornhaut. In einer Minute macht ein Mensch durchschnittlich 8-12 Lidschläge: in Sekundenbruchteilen verschließend die Lider kurz das Auge und verteilen dabei die Tränenflüssigkeit. Der Vorgang des Blinzelns braucht nur etwa 0,3 Sekunden.

Je trockener die Luft, um so mehr Lidschläge sind nötig, um die vermehrte Tränenflüssigkeitsproduktion gleichmäßig über der Hornhaut zu verteilen.

Augenlider (oben und unten)
Augenlider (oben und unten)

Aufbau der Augenlider

Das menschliche Auge hat ein Ober- und ein Unterlid, die Öffnung dazwischen nennt sich Lidspalte. Die Stellen, wo beide Lider zusammentreffen, nennen sich Lidwinkel. Im inneren Lidwinkel befindet sich das Tränenwärzchen, an dem die beiden Tränenröhrchen sitzen. Das obere Augenlid ist etwas größer als das untere - das heißt, das obere bedeckt beim Augenschließen eine etwas größere Fläche der Hornhaut. Die Augenlider sind über Bänder mit den Muskeln in der Augenhöhle verbunden.

Funktion der Augenlider

Durch regelmäßiges Blinzeln wird das Auge stets gleichmäßig mit Tränenflüssigkeit benetzt. Dadurch trocknet die Hornhaut nicht aus. Durch den gleichmäßig verteilten Tränenfilm wird gewährleistet, dass sich die Augenlider sehr schnell schließen können. Das ist auch erforderlich, um das Auge vor schnell heran fliegenden Partikeln oder Tierchen zu schützen. Sobald sich etwas schnell auf das Auge zubewegt, schließen sich die Augenlider reflexartig. Dieser Reflex wird direkt im Auge gesteuert - die visuelle Information muss nicht erst ins Gehirn weitergeleitet werden, ehe sich der Lidmuskel zusammenzieht.

Durch die Lidschläge wird die Tränenflüssigkeit von außen oben (wo die Tränendrüse sitzt) nach innen unten verteilt, wo sie durch die Tränenkanäle in den Tränensack abfließt.

Auge: Tränenflüssigkeit
Auge: Tränenflüssigkeit - links oben: Tränendrüse - rechts unten: Tränensack

Die Tränenflüssigkeit ist für das Auge sehr wichtig: sie versorgt das Auge nicht nur mit Nährstoffen, sondern ist auch an der Abwehr von Erregern beteiligt. Man vergisst oft, dass sich in der Luft zahlreiche Erreger tummeln. Viele treffen direkt auf das Auge. Ohne die permanente Beseitigung dieser Angreifer würde sich das Auge rasch entzünden.

Zudem sind die Augenlider auch für die Temperaturregulation des Auges wichtig. Bei Minusgraden muss die Hornhaut des geöffneten Auges natürlich erwärmt werden. Und bei sehr starker Hitze muss sie entsprechend abgekühlt werden. Beides gelingt mit Hilfe der Tränenflüssigkeit, die dank der Augenlider stets gleichmäßig verteilt wird.

Die Augenlider sind außerdem an der Mimik, also dem individuelle Gesichtsausdruck, beteiligt.

Erkrankungen der Augenlider

Weit verbreitet sind Infektionen und Entzündungen der Augenlider. Meist dringt dabei über den Rand eines Augenlids ein Erreger in das Gewebe, der nicht durch die körpereigenen Abwehrzellen bekämpft werden kann. Das kann durch Bakterien, Viren oder Allergene hervorgerufen werden. Augenlid-Entzündungen lassen sich in aller Regel ohne große Probleme mit Hilfe von Medikamenten (Tropfen oder Salben) gut behandeln. Ein Gerstenkorn sollte nicht mit einem Hagelkorn verwechselt werden. Denn die Ursachen sind verschieden: während das Gerstenkorn durch Bakterien verursacht wird, liegt die Entzündungsursache beim Hagelkorn in verstopften Drüsen. Der Talg kann nicht mehr nach außen abgegeben werden, staut sich nach innen und löst so eine Entzündung aus.

Gerstenkorn im Auge
Gerstenkorn im Auge

Bei einer Oberlidschwäche (auch Lidheberschwäche) funktioniert der Muskel des Oberlids nicht richtig. Dadurch hängt das Oberlid zu tief und verdeckt einen Teil des Gesichtsfeldes. Die Ursache ist entweder erblich bedingt oder die Folge eine Augenlid-Erkrankung.

Bei einer Unterlidschwäche (Erschlaffung) funktioniert der Muskel des Unterlides nicht korrekt. In der Folge kann das Unterlid nach innen gedreht sein, wodurch die Wimpern sehr störend auf der Hornhaut liegen. Oder das Unterlid hängt nach außen schlaff herab. In der Folge wird das Augen-Bindegewebe stark belastet, wodurch es immer wieder zu Entzündungen kommen kann.

Im schlimmsten Fall kann es zu einer Lähmung eines Augenlid-Muskels kommen.

Wenn ein Muskel beteiligt ist, kann es auch zu Krämpfen kommen, die sich im verstärkten Lidschlägen bis hin zu Zuckungen äußern. Häufig sind auch angrenzende Muskelgewebe mitbetroffen.

Eher selten und genetisch bedingt ist das Einwärtswachsen der Wimpern. Das wird meist operativ korrigiert.

Auch im Auge kann es - wie in jedem Organ - zu Tumoren kommen (gutartige und bösartige). Diese werden, so gut es geht, operativ entfernt.

Nickhaut

Eine Reihe von Tieren verfügen über zusätzliche Augenlider. Diese sog. Nickhaut ist weitgehend durchsichtig und kann zusätzlich vor die Hornhaut geschoben werden. Das ist zum Beispiel bei Hühner oder Haien der Fall.

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