Bedarf nach Gleitsichtbrillen steigt im Herbst
Der Sommer ist (fast) vorüber - da fällt es um so mehr auf, dass die Tage seit der Sommersonnenwende (21. Juli) wieder kürzer werden. Wenn es draußen dunkler wird, steigt auch wieder der Bedarf nach Gleitsichtbrillen. Warum ist das so? Ist die teure Anschaffung wirklich schon nötig? In diesem Artikel finden Sie einige Hinweise, wenn Sie ...
- bereits über 35 Jahre alt sind
- bereits eine Brille tragen zur Korrektur einer Kurzsichtigkeit
- in letzter Zeit das Gefühl haben, dass das Lesen immer schwerer fällt - insbesondere Abends.
Eine Gleitsichtbrille ist eine sog. Mehrstärkenbrille, mit der sowohl die Kurzsichtigkeit (Myopie) als auch eine Alterssichtigkeit (Presbyopie) korrigiert wird. Im Unterschied zur Bifokalbrille ist der Übergang im Brillenglas zwischen den beiden Sehbereichen jedoch fließend bzw. "gleitend". Daher auch der Name "Gleitsichtbrille".

Oben: Fernsicht (mehr als 2 Meter);
Mitte: mittlere Distanzen (0,5 bis 2 m), z.B. Computer-Bildschirm;
Unten: Nahsicht (weniger als 0,5 m), z.B. beim Lesen eines Buches;
die seitlichen Zonen links und rechts sind gleitend gewölbt und
sorgen häufig für ein etwas unscharfes Bild
Die Probleme beim Lesen treten bei abnehmender Helligkeit immer stärker hervor: Das liegt vor allem daran, dass insgesamt weniger Lichtstrahlen der Sonne auf die Erde treffen und reflektiert werden. Künstliche Beleuchtung wie eine gute Leselampe kann zwar helfen, man ist jedoch im Spätsommer geneigt, das Licht lieber erst mal aus zu lassen. Sei es wegen Insekten oder um Energie zu sparen.
Was nun? Gleitsichtbrille oder Lesebrille?
Betroffene haben in dieser Situation zwei Möglichkeiten:
- entweder eine Lesebrille kaufen (?).
- Vorteil: verhältnismäßig kostengünstig.
- Nachteil: man muss die Brillen wechseln.
- oder gleich eine Gleitsichtbrille kaufen (?).
- Vorteil: eine "Brille für alles".
- Nachteil: hoher Peis, Umgewöhnung
Jeder Optiker wird anfangs dazu raten, gleich eine Gleitsichtbrille zu kaufen. Das ist logisch, weil sie oder er natürlich mehr daran verdient. Zudem ist es aber auch deshalb sinnvoll, weil eine frühzeitige Umstellung die Eingewöhnung erleichtert.
Gleitsichtbrille: Vor- und Nachteile, Tipps vor dem Kauf
Der Nachteil ist jedoch, dass man ein "eingeschränktes Blickfeld" hat (das ist der Bereich des Gesichtsfeldes, in dem man Dinge scharf erkennen kann, auch durch Bewegung der Pupille). Je optimaler das Blickfeld an die tägliche Gewohnheit angepasst ist (z.B. PC-Brille, Raumkomfortbrille etc.), um so teurer wird die Gleitsichtbrille ("individuelle Anpassung").

Wer nur wenig liest, ist oftmals mit einer Lesebrille besser bedient. Man behält dadurch den gewohnten Sehkomfort im Mittel- und Weitsichtbereich, und in den wenigen Situationen, wo man auf die Nahsicht angewiesen ist, muss man dann eben die Brille wechseln.
Das gilt auch und besonders, wenn man sich körperlich so betätigt, dass die Brille durchaus mal herunterfallen kann. Es ist auch gefühlt ein Unterscheid, ob man eine Brille für 200 Euro (gute Einstärkenbrille) oder für 1000 Euro (gute Gleitsichtbrille) auf der Nase trägt. Entweder wird man bei der täglichen Arbeit gehemmt - weil man immer an die teure Brille denken muss -, oder man vergisst den Schatz auf der Nase, aber dann ist ein Bruch des Brillenglases natürlich um so ärgerlicher.
Nicht zu empfehlen ist es, sich eine "zu billige Gleitsichtbrille" zuzulegen. Zumindest sollte die erste Gleitsichtbrille von einem Optikermeister vor Ort angepasst werden. Denn die unbedingte Voraussetzung für eine gute Gleitsichtbrille ist eine optimale "Refraktion". Darunter versteht man das exakte Vermessen aller erforderlichen Augenwerte. Schon kleine Abweichungen können dazu führen, dass sich die Eingewöhnungszeit erheblich verlängert und man auch danach noch Probleme hat (z.B. Kopfschmerzen). Die erste Gleitsichtbrille ist also meist die teuerste.

Danach kann man theoretisch eine Gleitsicht-Zweitbrille bei einem kostengünstigen Optiker nachbestellen. Denn wenn die Werte stimmen, ist es wahrscheinlich, dass die Gläser ebenfalls gut und passend sind. Hierbei sollte man jedoch bedenken, dass es bei den günstigen Gleitsichtbrillen durchaus zu einem noch reduzierteren Sichtfeld kommen kann - zumindest im Vergleich zu den hochwertigen Gleitsichtgläsern.
Außerdem ist zu bedenken, dass sich die Alterssichtigkeit meist langsam weiterentwickelt. Es ist also wahrscheinlich, dass man nach 2-3 Jahren im Nahbereich neue Werte hat, so dass die alte Gleitsichtbrille dann nicht mehr optimal passt. Aber Achtung: "auf Verdacht" sollte man nie eigenmächtig Brillenwerte angeben. Daher ist eine regelmäßige Überprüfung der Brillenwerte beim Optiker (ale 2-3 Jahre) durchaus sinnvoll.
Wer viel in der Dämmerung oder bei Nässe Auto fährt, sollte sich überlegen, ob die genau dafür speziell optimierte DriveSafe-Brille von Zeiss ev. eine gute Wahl ist. Siehe dazu auch: Probleme beim Autofahren im Herbst

Was denn nun!?
Soll man denn nun eine Gleitsichtbrille oder eine Lesebrille kaufen?
Einen allgemeingültigen Rat kann man nicht geben - aber ehe man sich eine Gleitsichtbrille kauft, sollte man sich die oben genannten Punkte bewusst machen und ganz offen und ehrlich mit dem Optiker darüber sprechen. Vertrauenswürdige Optiker werden für Ihre Überlegungen ein offenes Ohr haben und Sie daraufhin noch besser beraten können.
Im folgenden Video wird die Funktionsweise der Gleitsichtgläser noch einmal erklärt:
Siehe auch: Gleitsichtbrillen-Arten - Unterschiede beim Gleitsichtglas