Fast 70% der deutschen Bevölkerung mit Fehlsichtigkeit

Deutsches Ärzteblatt: Refraktionsfehler

Deutsches Ärzteblatt: Refraktionsfehler

Im Deutschen Ärzteblatt vom Oktober 2016 findet sich ein interessanter Artikel über „Refraktionsfehler“. Darunter versteht man „brechungsbasierte Abbildungsfehler“, die zu einem unscharfen Seheindruck führen. Der Artikel wendet sich als eine Art „Weiterbildungsmaßnahme“ an deutsche Ärzte, vorwiegend Allgemeinmediziner und Internisten (Hausärzte). Diese sollen mit Hilfe des Artikels einen Einblick in die am weitesten verbreiteten Fehlsichtigkeiten (Ametropien) erhalten und die Patienten möglichst frühzeitig zum richtigen Facharzt überweisen. Außerdem ist es natürlich wichtig, (medizinisch harmlose) Refraktionsfehler von (medizinisch gravierenden) Augenerkrankungen (wie zum Beispiel einer Makuladegeneration) unterscheiden zu können.

Zahlen …

Vor allem ist aber der erste Abschnitt mit neuen statistischen Zahlen interessant. Demnach hatten im Jahre 2011 69% der deutschen Bevölkerung über 16 Jahre eine Sehhilfe. Wenn das stimmt – und man bedenkt, dass gerade Heranwachsende das Problem lange vor sich herschieben (meist bis zum Führerschein), wird deutlich, dass die natürliche, quasi gesamtgesellschaftliche Sehleistung langsam sinkt. Das hat gravierende Bedeutung für unsere Gesellschaft, den Umgang mit Medien und der Art der Kommunikation.

Zunahme von Kurzsichtigkeit?

Neue Studien aus dem asiatischen Raum legen nahe, dass es aufgrund „zunehmender Bildung“ (genauer gesagt: verstärktes Sehen im Nahbereich, z.B. Lesen) zu einer verbreitet früheren Entwicklung von Kurzsichtigkeit (Myopie) kommt. Bereits im August 2013 habe ich hier im Blog über entsprechende britische Studien berichtet. Kurz: auch wenn man davon ausgeht, dass eine Myopia genetisch bedingt ist, so scheint sich eine entsprechende genetische Veranlagung bei sehr vielen Menschen zu finden. Und die „Sehgewohnheiten“ spielen offensichtlich bei der Ausprägung eine entscheidende Rolle.

(Hinweis: einschränkend bzw. relativierend muss man allerdings erwähnen, dass durch die Überalterung der Gesellschaft natürlich der Anteil der Brillenträger ansteigt, denn die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) ereilt praktisch jeden Menschen).

Von den 69% der Menschen mit Sehhilfen trugen …

  • 63,4% eine Brille,
  • 5,3% Kontaktlinsen.

Gründe für den Augenarztbesuch

Ebenfalls sehr interessant sind die Verteilung der Probleme, die die Menschen zum Besuch beim Augenarzt bewegt:

  • 21,1% Refraktionsprobleme
  • 19,3% Glaukom
  • 14,9% Katarakt / Probleme mit der Augenlinse
  • 12,5% Probleme / Erkrankungen der Netzhaut (hinterer Augenabschnitt)

Ausführlich wird in dem Artikel das Thema Astigmatismus und die verschiedenen Unterarten besprochen. Der Artikel ist darüber hinaus mit einigen Grafiken bebildert, die vielleicht nicht besonders schön, aber doch ganz anschaulich sind. Daher: Lesetipp!

Brille - Dioptrien-Unterschied, von außen gesehen

Brille – Dioptrien-Unterschied, von außen gesehen (Bildquelle)

Den gesamten Artikel findet man hier: Deutsches Ärzteblatt: Refraktionsfehler.

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