Milliardendeal am Brillenmarkt: Luxottica und Essilor fusionieren

Luxottica Essilor Fusion

Luxottica Essilor Fusion

Diese Meldung versetzte manche Börsenanleger in der vergangenen Woche in Jubelstimmung: der weltweit größte Hersteller von Brillengestellen, Luxottica, und der weltweit größte Hersteller von Brillengläsern, Essilor, wollen fusionieren. Natürlich müssen die Wettbewerbshüter noch zustimmen. Aber da beide Konzerne aus verschiedenen Branchen kommen, ist es wahrscheinlich, dass es grünes Licht gibt. Für den globalen Brillenmarkt verändern sich dadurch die Vorzeichen grundlegend – und es ist zu erwarten, dass sich in den nächsten Jahren auch für die Endverbraucher / Brillerträger einiges ändern wird.

Luxottica

Luxottica-Logo

Luxottica-Logo

Der italienische Konzern Luxottica wurde 1961 vom Mailänder Unternehmer Leonardo del Vecchio gegründet, der so zum zweitreichsten Mann in Italien wurde. Die Aktiengesellschaft ist heute der weltweit größter Brillenhersteller und in über 130 Ländern vertreten. Durch eine sehr geschickte Zukauf-Strategie hat Luxottica zahlreiche weltbekannte Brillenmarken übernommen. Dazu gehören unter anderem: RayBan, Oakley, Prada, Armani, Channel, Dolce&Gabbana, Polo Ralph Lauren, Mui Mui, Burberry, Versace und Bulgari. Der Schwerpunkt liegt also vor allem auf „Mode-Labels“, also auf modischen Luxusbrillen. RayBan und Oakley sind jedoch eher im Mittelklasse-Preissegment anzusiedeln, was vermutlich ihren weltweiten Erfolg erklärt: Das Image des Luxus-Labels, aber vergleichsweise günstig. Viele RayBan– und Oakley-Brillengestelle bekommt man inzwischen für rund 150 Euro.

Btw: wenn man sich überlegt, wie teuer so ein Brillengestell tatsächlich in der (Massen-) Herstellung ist, erahnt man schon, warum die Börsenspekulanten so begeistert sind.

Essilor

Essilor Logo

Essilor Logo

Auf der anderen Seite steht der französischen Brillenglas-Hersteller Essilor. Das traditionsreiche Brillenglashersteller „Essel“ und „Silor“ taten sich 1972 zusammen, um unter dem Namen „Essilor“ zum Weltmarktführer in Sachen Brillenglas aufzusteigen. Vor allem der innovativen Forschung verdankt Essilor seine heutige Stellung: so erfand 1958 der Essel-Ingenieur Bernard Maitenaz das erste Gleitsichtglas (Varilux).

Fusion der Giganten

Wenn sich zwei Weltmarktführer zusammenschließen, dann ist Großes zu erwarten. Was genau, ist zwar noch nicht offiziell benannt, aber doch absehbar. Der neue Konzern wird einen Großteil der weltweiten Brillenverkäufe in einer Hand haben. Bislang waren beide eher Zulieferer. Das wird sich vermutlich bald ändern: Wer das komplette Produkt herstellt, wird es auch versuchen, direkt zum Kunden zu bringen.

Brillenmarkt unter Druck …

Es ist daher zu erwarten, dass es bald eine neue große Optiker-Kette geben wird: Luxottica-Essilor. Wobei sich das so „hölzern“ anhört, dass man vermutlich unter einer anderen Marke auftreten wird.

Da man aber nicht einfach mal so eine komplette neue Optiker-Kette aus dem Boden stampft, halte ich es für nicht unwahrscheinlich, dass der neue Großkonzern eine Optikerkette in Deutschland übernehmen wird, die dann zum Großteil das eigene Sortiment anbieten wird. Das geht wahrscheinlich zulasten unabhängiger deutschen Brillengestell-Label, aber auch der deutschen Brillenglas-Hersteller wie Zeiss, Rodenstock oder Hoya.

Für Fielmann, Apollo und Co. wird es auch kniffelig. Vor allem dann, wenn Luxottica-Essilor eine eigene „Nulltarif-Kollektion“ auf den Markt bringen würde und damit nicht nur das Mode-Luxus-Segment, sondern auch den Massenmarkt bedienen würde. Das scheint naheliegend und würde den gesamten Brillenmarkt umkrempeln.

Online-Brillenmarkt vor dem Umbruch?

Auch die Online-Optiker werden vermutlich weiter unter Druck geraten. Noch ist unklar, ob und wie der neue Brillen-Marktführer seine Brillen auch online verkaufen wird. Wie hier schon mehrfach beschrieben, gibt es viele gute Gründe, warum das oft nicht ohne persönlichen Kontakt geht. Aber schon lange liegt die Frage im Raum, warum man als Kunde nicht bestimmte Dinge über das Internet regeln kann, z.B. Online-Bestellen einer Zweitbrille, einer neuen Sonnenbrille, Abwicklung von Reparaturarbeiten etc.

Der Augenoptiker vor Ort ist schon heute vor allem eines: der Spezialist in Sachen Refraktion („Vermessen“ der lichtbrechungsrelevanten Augenwerte) und Brillenwerte (Pupillendistanz, Scheitelpunkt-Abstand etc). Das wird auch weiterhin so bleiben, denn mindestens bei Gleitsichtbrillen sind mehr Werte als bei einer Standard-Refraktion erforderlich. Aber: alles weitere lässt sich dann eigentlich problemlos über das Internet abwickeln. Nur sind deutsche Kunden – wohl auch wegen der Zurückhaltung von Fielmann und Apollo – noch sehr auf die Ladengeschäfte fixiert.

Wachstumsbranche dank Bevölkerungsentwicklung

Machen Smartphones kurzsichtig?

Machen Smartphones kurzsichtig?

Der Brillenmarkt ist dabei weiterhin im Wachstum. Grund ist eine immer älter werdende Gesellschaft. Damit steigt auch der prozentuale Anteil de Brillenträger (inzwischen fast 70% der deutschen Bevölkerung über 16 Jahre). Gleichzeitig zeigen Studien ein immer früheres Einsetzen der Kurzsichtigkeit bei Jugendlichen, vermutlich wegen des zunehmendem Smartphone-Gebrauchs. Und bei einer so gigantischen Anzahl von potentiellen Käufern wachsen natürlich auch die Möglichkeiten, gezielt über Werbung Nachfrage zu generieren, insbesondere im höherpreisigen „Mode-Segment“.

Kurzum: es ist viel in Bewegung…

Quellen / Weiterlesen

Luxottica und Essilor fusionieren

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