Johann Friedrich Horner, Biografie
Johann Friedrich Horner war ein Schweizer Augenarzt. Bekannt wurde er aufgrund der Beschreibung eines Augenleidens, das nach ihm Horner-Syndrom genannt wurde.
Johann Friedrich Horner wurde am 27. März 1831 in Zürich geboren. Sein Vater war Arzt und seine Mutter war eine begabte Linguistin. Er erlernte schon früh mehrere Sprachen. Er ging in Zürich zur Schule. Nach seinem Militärdienst begann er 1849 ein Studium der Medizin an der Universität von Zürich. Er studierte bei Karl Ewald Hasse (1810-1902), einem Professor für spezielle Pathologie, und Ernst Hasse. Im Jahr 1854 promovierte er mit einer hochgelobten Diplomarbeit zum Thema "Krümmung der Wirbelsäule" (siehe digitalisiertes Original bei Google Books)
Wanderjahre und Entschluss, Augenarzt zu werden
Nach seinem Abschluss ging er, wie seinerzeit üblich, für einige Jahre auf Studienreise ins Ausland. In Wien kam er mit dem Augenarzt Eduard Jaeger Ritter von Jaxtthal (1818-1884) zusammen, der wertvolle Beiträge zur Anatomie des Auges leistete und ein angesehener Augenchirurg war. Bei ihm lernte Horner die Verwendung des Ophthalmoskop kennen, mit dem sehr genau in das Auge schauen kann. Hermann Helmholtz (1821-1894) hatte das Ophthalmoskop einige Jahre zuvor erfunden. Mit einer Empfehlung von Eduard Jaeger Ritter von Jaxtthal reiste Horner dann nach Berlin, wo er den schon damals berühmten Professor und Übervater der Augenheilkunde Albrecht von Graefe (1828-1870) kennen lernte. Johann Friedrich Horner war so fasziniert , dass er beschloss, ebenfalls Augenarzt zu werden. Albrecht von Graefe nahm Horner zum Assistent an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (heute Humboldt-Universität). Albrecht von Graefe wurde für Horner zum Vorbild als Arzt, Lehrer und Wissenschaftler - und ein guter Freund.
Nach seiner Lehrzeit in Berlin ging Johann Friedrich Horner nach Paris, wo er als Assistent von Louis-Auguste Desmarres (1810-1882) arbeitete. Desmarres galt als sehr kompetenter Augenchirurg, mit ihm untersuchte Horner die Rolle des Skiaskopie bei der Diagnose von systemischen Erkrankungen.
Im Jahr 1856 kehrte Horner dann wieder in seiner Heimatstadt Zürich zurück, wo er habilitierte. Im selber Jahr eröffnete er eine Privatpraxis für Augenheilkunde.
Direktor der Universitäts-Augenklinik Zürich
Nach einigen erfolgreichen Jahren als Augenarzt wurde Johann Friedrich Horner 1862 zum Direktor der Universitäts-Augenklinik Zürich berufen. Die Entwicklung ist sehr anschaulich im dortigen Archiv beschrieben:
"Zu Billroths [Anm. einem bekannten Chirurgen und Freund des Komponisten Johannes Brahms] Aufgabengebiet gehörte nominell auch die Augenheilkunde. Dies behagte ihm wenig. Praktisch von Beginn seiner Tätigkeit an forderte Billroth die Verselbstständigung der Ophthalmologie, eine Entwicklung, bei der abermals Wien die Vorreiterrolle übernommen hatte und die auch an anderen Universitäten zu gären begann. Augenpatienten gingen sowieso kaum in das UniversitätsSpital, sondern in die Privatpraxis des Zürcher Augenarztes Johann Friedrich Horner, die dieser seit 1856 unterhielt. Der gebürtige Zürcher Horner hatte beim Übervater der zeitgenössischen Augenheilkunde, bei Albrecht von Graefe in Berlin, eine Assistentenzeit absolviert und sollte einige Jahre später (1869) ein Syndrom aus Miosis, Ptosis und Enophthalmus beschreiben, das noch heute seinen Namen trägt. Nachdem der Regierungsrat zunächst Billroths Ansinnen einer eigenständigen Augenklinik noch abgelehnt hatte, zeigten die der Bürokratie allmählich lästigen Vorhaltungen des energischen Chirurgen schliesslich Wirkung. Horner wurde mit Gottfried Kellers Unterschrift der erste Leiter der Augenklinik, die über zwei Krankensäle mit je zehn Betten verfügte. Pro Jahr wurden etwa 350 Patienten behandelt. Eines der wichtigsten Anliegen des neuen Chefs – der Antisepsis – musste auch hier zum Siegeszug verholfen werden; die absolute Reinhaltung von Instrumentarium, Operateurshänden und Situs wurde auch in Zürich oberstes Gebot im operativen Alltag." Quelle
Horner als Organisator
Johann Friedrich Horner war auch ein großer Organisator. Neben seiner eigenen Augenklinik trug er maßgeblich zur Errichtung eines Kinderkrankenhauses bei. Sie bemühte sich um eine Verbesserung der Hygiene in Schulen und führte regelmäßige Untersuchungen der Augen von Schulkindern ein. Im Jahr 1867 war er einer der treibenden Kräfte im Kampf gegen eine Cholera-Epidemie in Zürich.
Horner gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft der Ärzte in Zürich. Er wurde sogar in den Stadtrat der Stadt Zürich gewählt.
Außerordentliche Leistungen auf dem Gebiet der Augenheilkunde
Parallel zu seinen universitären und anderweitigen Verpflichtungen betrieb Horner weiterhin seine erfolgreiche Privatpraxis, die einen weithin guten Ruf hatte und viele Patienten von nah und fern anzog. In dieser Quelle wird berichtet, dass in seiner Praxis fast 100.000 Patienten behandelt wurden. Dort wird auch berichtet, dass er etwa 2.000 Glaukom-Operationen durchgeführt habe. Er kümmerte sich um das große Problem der Hygiene und konnte durch antiseptische Methoden einen bemerkenswerten Rückgang an Komplikationen erreichen.
Horner veröffentlichten rund 40 Artikel in Fachzeitschriften. Sein Interesse galt den verschiedensten Erkrankungen des Auges. Viele seiner Beobachtungen gab er an seine Schüler, die daraus Doktorarbeiten formten. Insgesamt betreute Horner 28 Doktoranten. Einer davon war Edmund Landolt, der 1869 sein Studium abschloss und sich anschließend durch einen nach ihm benannten Sehtest einen Namen machte.
Das Horner-Syndrom
Im Jahr 1869 beschrieb Horner als erster eine bestimmte Form des Augenleidens. Es handelt sich um eine Nervenschädigung, die durch den Ausfall des Sympathikuskopfteils verursacht wird. Menschen die darunter leiden, zeigen drei Symptome (sog. Trias), meist nur einseitig:
- Pupillenverengung (Miosis)
- Herabhängen des Oberlids (Ptosis)
- Ein nach außen gedrückter Augapfel (Enophthalmus)
Johann Friedrich Horner beschrieb die Symptome 1869 in dem Artikel Ueber eine Form von Ptosis als erster, daher wurde diese Augenkrankhait nach ihm Horner-Syndrom genannt.
1873 wurde Horner zum ordentlichen Professor der Augenheilkunde (Ophthalmologie) ernannt.
Das Horner-Gesetz (Rot-Grün-Blindheit)
Im Jahr 1876 erkannte Horner, dass die Rot-Grün-Blindheit (Daltonismus) rezessiv-geschlechtsgebunden vererbt wird (Horner-Gesetz). Das bedeutet, dass Frauen, die diese Ametropie von ihrem Vater geerbt haben, aber nicht daran erkrankt sind, diese Anlage an ihre Söhne weitergeben können. Die Rot-Grün-Blindheit ist wie die Rot-Grün-Schwäche auf dem männlichen Y-Chromosom codiert. Mehr über Rot-Grün-Schwäche.
Letzte Jahre
Die viele Arbeit hinterließ Spuren. Wegen einer Herz-und Nierenerkrankung trat er 1885 von seiner Professur zurück. Im folgenden Jahr, am 20. Dezember 1886, starb Johann Friedrich Horner an einem Schlaganfall im Alter von nur 55 Jahren.
Briefe und Nachlass
Johann Friedrich Horner unterhielt eine umfangreiche Brief-Korrespondenz mit zahlreichen Freunden und Kollegen. Diese Briefe wurden in der 1930 von Alfred Bader, ein Basel Augenarzt, veröffentlicht. Die Sammlung der Original-Briefe verblieb zunächst bei seinem Sohn, der auch ein Arzt beantwortet. Nach dessen Tod im Jahr 1943 ging die Sammlung, zusammen mit anderen Horner Besitztümern, in den Besitz der Augenklinik in Zürich über. Seit 1975 die Sammlung "Horneriana" Teil der Ausstellung des Museums der Geschichte der Medizin in Zürich. Dort wurde im Jahr 1980 eine Abhandlung mit dem Titel "Friedrich Horner, 1831-1886, Leben und Werk" veröffentlicht.