Diabetische Retinopathie

Fundus eines gesunden Auges
Fundus eines gesunden Auges mit Blutgefäßen,
die sich über die Netzhaut ziehen

Die diabetische Retinopathie (lat: Retinopathia diabetica) ist eine Erkrankung der Netzhaut des Auges. Dabei wird die Netzhaut aufgrund absterbender Blutgefäße nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und anderen Stoffen versorgt. Die diabetische Retinopathie wird durch Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) hervorgerufen. Auch wenn der Prozess am Anfang vom Betroffenen nicht bemerkt wird, führt die diabetische Retinopathie am Ende meist zur Erblindung. Geeignete Therapieformen sind noch nicht bekannt, man kann den Prozess nur verlangsamen bzw. zum Stillstand bringen. Die Vorbeugung besteht in einer optimalen Therapie der Zuckerkrankheit. Mithilfe einer Fundus-Kamera kann man Veränderungen des Fundus (Augenhintergrund) gut erkennen (siehe Abb rechts oben).

Ursachen einer diabetische Retinopathie

Die Hauptursache ist

Daneben gibt es weitere Risikofaktoren:

Symptome

Das frühzeitige Erkennen ist für die Erfolgsaussichten einer Behandlung sehr wichtig. Leider entwickelt sich eine diabetische Retinopathie anfangs meist unbemerkt. Erste Symptome können sein (ohne das die Symptome eindeutig auf diese Erkrankung hinweisen müssen):

Wenn Sie diese Symptome feststellen: bitte keine Panik. Machen Sie einen Termin beim Augenarzt. Schildern Sie die Symptome, damit Sie auch kurzfristig einen Termin bekommen. Ein Optiker mit einer Fundus-Kamera kann bei einem Sehtest ev. auch erste Anzeichen erkennen - allerdings dürfen Optiker nicht behandeln.

Erkrankungsverlauf

Die diabetische Retinopathie entwickelt sich anfangs meist unbemerkt. Denn es ist ein schleichender Prozess in den Blutgefäßen, die die Netzhaut versorgen. Man unterscheidet drei Phasen dieses Verlaufes.

Nichtproliferative Retinopathie

In der ersten Phase (auch als "milde Retinopathie" bezeichnet) verstopfen die feinen Blutgefäße langsam aufgrund eines überhöhten Fettanteils im Blut. Dadurch entstehen erste Auswölbungen der Blutgefäß-Bahnen (Mikroaneurysmen)

In der Folge werden die Blutgefäße undicht (Phase "mäßige Retinopathie"), die sog. "Blut-Retina-Schranke" funktioniert nicht mehr. Es kommt daher zu Blutungen in der Netzhaut, es entstehen Ablagerungen von Fetten aus dem Blutplasma (sogenannte "harte Exsudate").

Mit Hilfe entsprechender optischer Instrumente sind in der Netzhaut erste verdickte Netzhaut-Venen zu erkennen, die meiste wie eine Art Perlenschnur aussehen.

In der dritten Phase (sog. "schwere Retinopathie") vergrößern sich diese Schädigungen: die Netzhaut-Blutungen verstärken sich, die Verdickung an einzelnen Stellen nimmt weiter zu.

Bei rund der Hälfte aller Patienten mit einer schweren nichtproliferativen Retinopathie entwickelt sich daraus im Laufe eines Jahres eine proliferative Retinopathie.

Proliferative Retinopathie

Die proliferative Retinopathie ist die schwerwiegende Form der diabetischen Retinopathie, die die Sehstärke erheblich behindert und bis hin zur Erblindung führen kann. Grund dafür ist ein verstärktes, unkontrolliertes Zellwachstum im Augenbereich, vor allem zwischen Netzhaut und Aderhaut, die zu unregelmäßigen Auswölbungen der Netzhaut führt.

Ursache dafür sind Botenstoffe, die in den nicht mehr durchbluteten Zellen freigesetzt werden: sie versuchen sich quasi selber zu regenerieren, indem sie das Zellwachstum anregen. Allerdings hilft das leider nicht. Stattdessen verteilen sie sich im ganzen Auge. Auf der Netzhaut entstehen kleine "Geschwulste / Schwellungen" (Ödeme), die sie entsprechend anheben bzw. verschieben. So kommt es zu Verzerrungen und Unschärfen im wahrgenommenen Bild.

Häufig entstehen diese neuen Zellen dort, wo die großen Blutgefäße über die Netzhaut verlaufen, z.B. an der Papille (Blinder Fleck). Da die neuen Zellen meist nicht besonders stabil sind, können sie immer wieder aufplatzen, so dass es zu neuen Blutungen kommt.

Das Blut fließt dann (zum Teil) direkt in den Glaskörper, was zu einem schnellen und dramatischen Verlust der Sehschärfe führt (sog. "Rußregen").

Makula und Fovea auf der Netzhaut
Makula und Fovea auf der Netzhaut (Retina)

Diabetische Makulopathie

Bei einer Makuladegeneration (Makulopathie) bildet sich das Ödem (die Schwellung) an der Stelle im Auge, mit der man scharf sehen kann (sog. Makula, auch: Gelber Fleck). In diesem Areal, das rund 5 mm Durchmesser hat und auf der Augenrückseite liegt, ist die Anzahl der Sinneszellen besonders groß. Dank dieser Dichte ist das Auflösungsvermögen besonders groß, was dazu führt, dass wir alles, was auf diesem Punkt abgebildet wird, scharf sehen können.

Wenn die Makula aufgrund unkontrollierten Zellwachstums in den Glaskörper gedrückt wird, kann man nicht mehr scharf sehen. Im extremen Fall platzen die Verbindungen zur Aderhaut auf, das bedeutet, die Makula löst sich ab.

Die Makulopathie kann in jedem Stadium einer Retinopathie eintreten.

Behandlung einer diabetische Retinopathie

Eine echte Therapie gibt es bislang noch nicht. Dennoch ist der regelmäßige Besuch beim Augenarzt wichtig, denn man kann durch geeignete Maßnahmen das Fortschreiten der diabetischen Retinopathie ganz gut aufhalten.

Grundsätzlich gilt dabei: je eher die diabetische Netzhaut-Erkrankung erkannt wird und je eher die Behandlung einsetzt, desto besser sind die Behandlungsaussichten. Ein Behandlungserfolg ist dabei nur dann zu erreichen, wenn die Zuckerkrankheit richtig und konsequent therapiert wird, der Patient also die Kontrolle über einen ausgeglichenen Blutzuckerhaushalt erlangt. Zu der Therapie gehören:

Bei einer fortgeschrittenen diabetischen Retinopathie gibt es drei Behandlungsformen:

Keine der Behandlungsmethoden kann allerdings die Sehkraft verbessern, sie dienen lediglich dazu, das Fortschreiten der Verschlechterung aufzuhalten.

Netzhaut lasern

Dank moderner Augenlaser-Geräte kann man inzwischen sehr gezielt und effektiv "im Auge arbeiten". Je nachdem, wo sich die Ödeme ausbreiten, gibt es zwei Lasertherapie-Arten:

Vernarben der Netzhaut (Panretinale Laserkoagulation): Mit Hilfe des Laserstrahls werden gezielt einzelne Punkte auf der Netzhaut beschädigt, was zu einer Vernarbung und damit zur Befestigung der Netzhaut an die dahinter liegende Aderhaut führt. Die Netzhaut wird also quasi gitterförmig "angeschweißt".

Vorteil der Methode ist, dass man dadurch nicht nur die Netzhaut stabilisiert, sondern auch die Versorgung insgesamt entlastet. Der Nachteil ist aber natürlich, dass man dadurch einen Teil der Sinneszellen zerstört. Bei einer Makulopathie würde man so einen Teil der Sehschärfe zerstören. Daher verwendet man bei Makulaödemen eine andere Lasermethode.

Vernarben undichter Blutgefäße (Fokale Laserkoagulation): In diesem Fall werden nicht die Sinneszellen "angeheftet", sondern lediglich die verantwortlichen undichten Blutgefäße mit einem Laserstrahl zerstört und damit vernarbt.

Augen-Operation

Wenn die alleinige Laserbehandlung keine Erfolgsaussichten hat, muss das Auge operiert werden. Dabei wird zunächst der (meist unklare) Glaskörper entfernt (Vitrektomie). Anschließend werden die betroffenen Stellen mithilfe eines Lasers behandelt. Abschließend wird das Innere des Auges mit Gas oder Silikonöl gefüllt, damit die Netzhaut wieder an die Außenwand gedrückt wird.

Vorsorge

Die erfolgreiche Behandlung der diabetischen Retinopathie hängt von der frühen Diagnose des Diabetes mellitus, der frühzeitigen Diagnose der Retinopathie und der konsequenten Therapie ab. Bei rechtzeitiger Therapie kann ein Fortschreiten und damit ein Sehverlust verhindert werden. Da die diabetische Retinopathie lange fortschreiten kann, ohne wesentliche Beschwerden zu verursachen, sollte der Diabetiker grundsätzlich einmal im Jahr zum Augenarzt gehen. Sollten sich Anzeichen einer diabetischen Augenerkrankung zeigen, sollten die Untersuchungen in kürzeren Zeitabständen (in der Regel alle 3-6 Monate) wiederholt werden.

Bei einer akuten Verschlechterung des Sehvermögens, neu auftretenden Problemen beim Lesen, der Farbwahrnehmung oder Erscheinungen wie Rußregen sollte eine unmittelbare augenärztliche Untersuchung erfolgen.

Bei Diabetikerinnen, die eine Schwangerschaft planen, sollte der Blutzucker schon vor der Schwangerschaft optimiert und während der Schwangerschaft intensiv überwacht werden (siehe auch Schwangerschaftsdiabetes). Vor Beginn der Schwangerschaft, sonst so früh wie möglich nach Eintritt, sollte eine augenärztliche Untersuchung durchgeführt werden, da die hormonellen Veränderungen zu einer Verschlechterung des Augenbefundes führen können. Bei 10-26 % der Patientinnen, bei denen vor der Schwangerschaft keine oder nur eine geringe Retinopathie vorgelegen hat, kommt es zu einer Verschlechterung des Befundes.

[Quelle dieser Passage: Wikipedia]

Aufbau des Auges

Die folgende Grafik zum Aufbau des Auges hilft dabei, Fachbegriffe korrekt zuzuordnen.

Aufbau des Auges
Aufbau des Auges, Bestandteile

Quellen

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